Honorar für einen Lektor berechnen: Leistungen und Zeitaufwand

Wie berechnet sich das Honorar für einen Lektor? Um ein angemessenes Honorar zu berechnen, muss ein Lektor seinen Arbeitsaufwand möglichst realistisch einschätzen. Das Honorar für einen Lektor kann nur auf Basis eines bestehenden Textes realistisch berechnet werden. Angaben zum genauen Arbeitsumfang und spezielle Anforderungen des Auftraggebers sind zwingend notwendig.

Auftragsplanung in 3 Schritten:

  1. Auftragsumfang (Inhalt/Umfang) planen.
  2. Wichtigstes Kriterium: Zeitaufwand realistisch einschätzen.
  3. Honorar kalkulieren.

Qualität im Lektorat ist messbar

Qualitätsplanung im Freien Lektorat funktioniert nur, wenn der Lektor mit den Beteiligten – Auftraggeber, Autor und ggf. Übersetzer – objektive Ziele in einem Briefing formuliert.

  1. Anforderungen formulieren: Auftragsumfang, sprachliche und formale Anforderungen, Zusatzleistungen, Recherchebedarf.
  2. Anforderungen kommunizieren: klären, welche Arbeitsschritte genau erwünscht sind.
  3. Prüfen, ob die Anforderungen erfüllt wurden.

Arbeitsaufwand für den Lektor ermitteln

1. Gesamtumfang der Textteile

  • Wie lang ist der Fließtext?
  • Gibt es Fußnoten? Wie aufwändig ist die Bearbeitung?
  • Gibt es viele Anmerkungen?
  • Sind die Bildunterschriften vollständig?
  • Sollen Klappentext und Autorenbiografie lektoriert werden?
  • Wie umfangreich sind Glossare, Listen für Namens-/Ortsregister und die Bibliografie?
  • Gibt es weitere Elemente wie Quellennachweise, Tabellen, Grafiken oder Kolumnentitel?

2. Zusätzliche Arbeitsschritte

  • Aufbau und Logik überprüfen.
  • Lesbarkeit und Verständlichkeit optimieren.
  • Syntax/Satzbau prüfen.
  • Stil und Sprachebene überarbeiten.
  • Sachliche Prüfung

3. Recherchebedarf

  • Terminologie
  • Benötigte Literatur
  • Bibliotheksgänge
  • Fachspezifische Fragen
  • Hinzuziehen eines Spezialisten

4. Formale Aufbereitung

  • Das Honorar für einen Lektor richtet sich auch nach der Form, in der er die Unterlagen erhält. Der Arbeitsaufwand in MS Word kann wesentlich schneller vonstatten gehen als die Korrekturweise in PDF-Dateien oder Layout-Programmen.
  • In welchem Format soll der Text abgeliefert werden?
  • Begriffe und Schreibweisen einheitlich verwenden (gemäß Style guide, Verlagsvorgaben, corporate wording, Transkription)
  • Einheitlichkeit von Abkürzungen, Verweisen, Maßangaben, Terminologie
  • Fußnoten separat oder im Text?
  • Umsetzung der neuen Rechtschreibung
  • formale Fehler im Manuskript (Anführungszeichen nicht einheitlich, Zeichensetzung falsch, Zitierweise wissenschaftlich nicht korrekt)
  • Auszeichnung und Codierung
  • Übersichtlichkeit: Unterteilung in Absätze, nicht zu viele verschiedene Schriftgrade und Gestaltungselemente auf den Seiten, aber auch keine „Bleiwüste“.

5. Besonderheiten 

  • Kürzen/ergänzen.
  • Inhaltlich überarbeiten.
  • Umfang auf fertiges Layout abstimmen.
  • Text für bestimmte Zielgruppen adaptieren.
  • An Reihenkonzept anpassen.
  • Bei mehreren Autoren: Stil vereinheitlichen.
  • Mit Autor/Übersetzer/Illustrator kommunizieren.
  • Formatierung für den Setzer/Grafiker/Drucker.

Was passiert nach dem ersten Lektorat?

Leistet sich der Verlag keinen eigenen Korrektor, muss  er das Honorar für den freiberuflichen Lektor gegebenenfalls differenzierter berechnen.  Folgende Fragen sind entscheidend für eine transparente Preisgestaltung:

  • Wie viele Korrekturschleifen sind im Preis enthalten?
  • Wann und in welchem Umfang sollen sie durchgeführt werden?
  • Überarbeitet der Autor das lektorierte Manuskript?
  • Pflegt der freie Lektor diese Änderungen ein oder das interne Lektorat?
  • Gibt es eine Umbruchkorrektur durch einen Korrektor oder soll der Lektor diese Arbeit leisten?
  • Wer übergibt das final überarbeitete Manuskript an die Setzerei?

Außerdem sollte klar sein, wer der Ansprechpartner für den Lektor ist, denn „viele Köche verderben den Brei“. Missverständnisse und Wissenslücken sollten vermieden werden, weil sie ein Projekt unnötig in die Länge ziehen und das Honorar für einen Lektor gegebenenfalls erhöhen.

Honorar für einen Lektor von Übersetzungen

Bei Übersetzungen erhöht sich der Umfang gegenüber dem Original um etwa 15 Prozent. Hier kann ein erheblicher Mehraufwand durch Recherchen in mehreren Sprachen entstehen. Oft leistet der Übersetzer nicht nur die reine Übertragung des Manuskripts in seine Muttersprache. Er muss auch die  kulturellen Unterschiede berücksichtigen und den Text für die Leser im jeweiligen Land adaptieren. Die Aufgabe des Lektors ist dann, zu prüfen, ob ihm dies gelungen ist.

  • Hat der Übersetzer die korrekten Begriffe gebraucht und Zusammenhänge  sinnvoll übertragen?
  • Hat er die sachlichen Darstellungen des Autors inhaltlich übernommen oder im Zweifelsfall recherchiert?
  • Wurden rhetorische Stilmittel adäquat übersetzt? Schiefe Metaphern sowie ungenaue Sprichwörter und Redensarten mindern die Qualität der deutschen Version.

Wie berechnen Lektoren Normseiten?

  1. In einem langen Absatz die Anzahl der Zeichen inkl. Leerschritte in 5 Zeilen zählen und addieren
  2. Die Zahl geteilt durch 5 ergibt die durchschnittliche Anzahl der Anschläge pro Zeile
  3. Zeilenanzahl auf der Seite eruieren
  4. Anzahl der Textseiten ermitteln: Seitenanzahl minus Titelei, Bild- und Vakatseiten, Zwischentitel, Register etc.
  5. Textumfang in Normseiten berechnen: Anschläge pro Zeile mal Anzahl der Zeilen mal Textseiten geteilt durch 1.800

Lektorat von Werbetexten: Checkliste und Tipps

Ob Mailing, Broschüre oder Homepage – gut formulierte Texte sind das A und O einer guten Informationsvermittlung. Das Lektorat von Werbetexten stellt besondere Ansprüche an Lektoren. Hier gilt es nicht nur, den  Text zu korrigieren, sondern ihn für eine Zielgruppe zu optimieren. Wenige Worte sollen dabei viel Inhalt transportieren. W. E. Süskind drückte das in „Vom ABC zum Sprachkunstwerk“ (1996) so aus:

„Was die Reklame von ihm verlangt, ist ein fortwährendes Ingenieurspiel mit Worten: Er soll eine Sprache, die sich ausbreiten möchte, zwischen Dämmen halten und auf ein bestimmtes Ziel hinleiten, ohne aber den Eindruck zu erwecken, als werde mit Worten gespart. Die Reklame ist nämlich von der alten knappen Befehlsform ganz abgekommen. Sie donnert und schmeichelt nicht mehr, sondern sie führt den Menschen unter möglichst allgemeinem, liebenswürdigem Geplauder zur Ladentür.“

Lektorat von Werbetexten

Der Text braucht unbedingt eine transparente, nachvollziehbare Struktur. Beim Lektorat von Werbetexten und Texten für die Unternehmenskommunikation muss der Lektor prüfen, ob der Werbetexter sich an die wichtigsten Kriterien für eine gute Lesbarkeit gehalten hat.

Einfachheit:

  • Sätze kurz und einfach formulieren.
  • Geläufige Wörter gebrauchen.
  • Fachwörter nur mit Erläuterung verwenden.
  • Anschaulichkeit

Gliederung – Ordnung

  • Texte folgerichtig und übersichtlich gliedern.
  • Wesentliches von Unwesentlichem unterscheiden.
  • Roten Faden verfolgen.

Kürze – Prägnanz

  • Aufs Wesentliche beschränken.
  • Keine Ablenkung durch zu viele Redundanzen.
  • Keine Überfrachtung mit Wortballast.

Ansprache des Lesers

  • Direkte Rede und rhetorische Fragen nutzen (Empfänger soll „mitdenken“.)
  • Lebensnahe Beispiele nutzen, in denen Menschen auftreten.
  • Reizwörter und witzige Formulierungen finden.

Satzkonstruktionen (Syntax) prüfen

Wird der Text sofort verstanden? Darüber entscheidet die Struktur des Satzes. Alle Bezüge müssen klar sein, Schachtelsätze sind zu vermeiden und Verben sind besser als Nominalstil. Es gibt einige Tipps für gut verständliche Texte.

  • Die wichtigsten Dinge gehören in Hauptsätze.
  • Verschachtelte Sätze in Sinneinheiten teilen. Leser verstehen kurze Sätze besser.
  • Nebensätze anhängen anstatt sie einzubetten.
  • Das Subjekt sollte vorn stehen.
  • Statt im Nominalstil zu schreiben, mehr Verben nutzen. So werden Texte lebhafter und leserfreundlicher.